Sie geben den Takt vor und brin­gen Ord­nung in die Pro­dukt­viel­falt: die vier Leit­the­men der BAU 2021. Vie­le Aus­stel­ler wer­den ihre Prä­sen­ta­tio­nen danach aus­rich­ten und ent­spre­chen­de Lösun­gen anbie­ten. In den Mes­se­fo­ren wer­den die Leit­the­men unter ver­schie­de­nen Aspek­ten erör­tert und dis­ku­tiert. Und in den Son­der­schau­en wer­den sie anhand von Pro­dukt- und Pro­jekt­bei­spie­len ver­an­schau­licht. Hier stel­len wir das drit­te Leit­the­ma vor: Digi­ta­le Transformation.

Das Bau­en befin­det sich im digi­ta­len Umbruch. Die Coro­na-Pan­de­mie, die seit dem Früh­ling 2020 unge­ahn­te Ver­än­de­run­gen für unser Arbeits- und Sozi­al­le­ben bedeu­tet, beschleu­nigt die­sen Pro­zess inner­halb der Bran­che unge­wollt, doch mit gro­ßer Vehe­menz. So wur­den dezen­tra­les Arbei­ten im Home-Office oder digi­ta­le Bau­pro­jekt­be­spre­chun­gen via Video­kon­fe­renz bin­nen weni­ger Wochen Stan­dard sowie geleb­ter All­tag. Jedes Unter­neh­men hat sich auf digi­ta­le Arbeits­pro­zes­se, auch außer­halb der indus­tri­el­len Fer­ti­gung, umge­stellt. Es erscheint fast para­dox: Das Bau­en reagiert auf die rigi­den, teil­wei­se läh­men­den Bewe­gungs- und Arbeits­ein­schrän­kun­gen im Zei­chen der Virus-Bekäp­fung mit tech­ni­scher Impro­vi­sa­ti­on und nutzt Coro­na als Digi­ta­li­sie­rungs­trei­ber für die gan­ze Branche.

Die dadurch not­wen­di­ge Trans­for­ma­ti­on von ana­lo­gen Denk- und Hand­lungs­sze­na­ri­en zu qua­li­fi­zier­ten, digi­ta­len Ent­schei­dungs- und Arbeits­pro­zes­sen beför­dert zahl­rei­che Optio­nen und Poten­zia­le. Die­se gilt es zu erken­nen und zu nut­zen. Für das Bau­en als kol­la­bo­ra­ti­ven Pro­zess, an dem vie­le Part­ner betei­ligt sind, bedeu­tet digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on vor allem eines: Offe­nes Den­ken und Han­deln in ver­netz­ten Struk­tu­ren. Das ist nicht neu, denn Team­work und part­ner­schaft­li­cher Aus­tausch sind seit jeher im Bau­pro­zess ver­an­kert. Doch ver­än­dern sich die Abläu­fe, wie in Zukunft geplant, gebaut, betrie­ben, saniert, rück­ge­baut oder recy­celt wird. Gleich­zei­tig gewin­nen die offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on im Pro­jekt und die Rele­vanz ver­netz­ter Arbeits­ab­läu­fe wei­ter an Bedeutung.

BIM-Pla­nungs­me­tho­de digi­ta­li­siert die Baubranche

Eine Fül­le neu­er und sinn­vol­ler Werk­zeu­ge unter­stüt­zen die Part­ner in den Archi­tek­tur- und Pla­nungs­bü­ros, in den Ämtern und Insti­tu­tio­nen sowie in For­schung und Tech­no­lo­gie­ent­wick­lung schon jetzt: Digi­ta­le Pla­nungs­me­tho­den wie BIM oder ein Soft­ware-über­grei­fen­der Open-BIM-Pro­zess ergän­zen die Werk­zeug­käs­ten der Pla­nungs- und Bau­be­tei­lig­ten. Ein offe­ner und unein­ge­schränk­ter Daten- und Infor­ma­ti­ons­aus­tausch ist dabei die Grund­la­ge für Open-BIM. Her­stel­ler­über­grei­fen­de Pro­gramm­schnitt­stel­len wie IFC und BCF erleich­tern den ver­lust­ar­men Infor­ma­ti­ons­aus­tausch sowie die Kom­mu­ni­ka­ti­on und för­dern die Zusam­men­ar­beit im Bauprojekt.

Digi­ta­le Pla­nungs- und Bau­pro­zes­se, die den gesam­ten Gebäu­de­le­bens­zy­klus fokus­sie­ren, bie­ten ohne Zwei­fel Zukunfts­per­spek­ti­ven. Doch ist es nicht das oft zitier­te BIM, das als neue Pla­nungs­me­tho­de ver­än­der­te Pro­zes­se im Archi­tek­tur- und Inge­nieur­bü­ro, auf der Bau­stel­le und im Gebäu­de­be­trieb impli­ziert. Die Nutz­bar­ma­chung der Fül­le von Daten und Infor­ma­tio­nen, Check­lis­ten, Fach­pla­nun­gen, Pro­to­kol­len und Moni­to­rings, die in einem Pro­jekt ent­ste­hen, erfor­dert neue Wege zu gehen. Denn ihr Poten­zi­al für den gesam­ten Pla­nungs- und Bau­pro­zess sowie den anschlie­ßen­den Gebäu­de­be­trieb ist immens. Die Betei­lig­ten müs­sen jedoch ler­nen, Pla­nungs­da­ten zu qua­li­fi­zie­ren und eben­so sinn­voll im Bau­pro­zess und im Gebäu­de­be­trieb ein­zu­bin­den. Denn auch dort las­sen sie sich nut­zen: zur Feh­ler­ver­mei­dung in der Bau­pha­se und zur qua­li­ta­ti­ven Ver­bes­se­rung unse­rer gebau­ten Umwelt mit nach­hal­ti­gen sowie lang­le­bi­gen Bauten.

Bau­in­dus­trie deutsch­land­weit mit zweit­höchs­tem Digitalisierungspotential

Ohne­hin sind in die­sem Zusam­men­hang umfas­sen­de Stra­te­gien gefragt, die ein Gebäu­de nicht als Invest­ment, son­dern als Bei­trag an die Gesell­schaft in einem städ­te­bau­li­chen Kon­text und einem bau­li­chen Umfeld ver­ste­hen. Bau­kul­tur als Ober­be­griff mani­fes­tiert die­sen wich­ti­gen Anspruch: Unse­re Stra­ßen und Häu­ser, Brü­cken oder Tun­nel sind nicht allein als funk­tio­na­le Bei­trä­ge für eine pro­spe­rie­ren­de Regi­on, Stadt oder Gemein­de zu ver­ste­hen. Viel­mehr ist drin­gend eine ästhe­ti­sche und kon­struk­ti­ve Qua­li­tät not­wen­dig, die die Funk­ti­on als not­wen­di­ge Basis vor­aus­setzt – aber weit mehr als die­se schafft.

Das digi­ta­le Pla­nen und Bau­en ist ein­ge­bet­tet in die Trans­for­ma­ti­on unse­res ana­lo­gen Lebens- und Arbeits­um­fel­des. Es lässt sich nicht soli­tär betrach­ten; Ver­net­zung und die Digi­ta­li­sie­rung von Stan­dard­pro­zes­sen wer­den das Bau­en in der Zukunft erleich­tern. Das ist auch drin­gend not­wen­dig, wenn man den momen­ta­nen Digi­ta­li­sie­rungs­grad am Bau betrach­tet: Das Bau­we­sen liegt in Deutsch­land auf dem vor­letz­ten Platz im Digi­ta­li­sie­rungs­in­dex. Ledig­lich das Fische­rei­we­sen ist noch rudi­men­tä­rer digi­ta­li­siert. Dabei sind Vor­tei­le wie eine opti­mier­te Vor­fer­ti­gung und hohe Prä­zi­si­on dank digi­ta­ler Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se nicht von der Hand zu wei­sen. Doch das Bau­en zeigt auch ers­te Lösungs­an­sät­ze im Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess. So ist es bereits Stan­dard, Pla­nungs­da­ten direkt aus dem BIM-Modell in Fer­ti­gungs­da­ten einer CNC-Frä­se zu über­füh­ren und dar­aus exakt und mil­li­me­ter­ge­nau den Abbund eines Dach­stuhls zu erstel­len. Und es ist längst kei­ne Zukunfts­mu­sik mehr, mit einem Beton­dru­cker gan­ze Häu­ser oder mit einem Mau­er­ro­bo­ter Wän­de, Geschos­se oder Trag­struk­tu­ren zu fertigen.

Digi­ta­li­sie­rung kom­bi­niert Hand­werk, digi­ta­le Pla­nung und Robotik

Dass Robo­ter in den nächs­ten Jah­ren und den kom­men­den Jahr­zehn­ten unse­re Indus­trie­pro­duk­ti­on wei­ter ver­än­dern, wird nie­mand bestrei­ten. Robo­ter­tech­nik kommt in allen rele­van­ten Wirt­schafts­zwei­gen bereits mehr oder weni­ger zum Ein­satz – eben­so im Bau­en. Die bereit­wil­li­ge Umstel­lung auf eine digi­ta­le Pla­nung oder digi­ta­li­sier­te Fer­ti­gungs­me­tho­den ist dabei kei­nes­wegs der Garant für eine sor­gen­freie Zukunft. Im Gegen­teil: In den Archi­tek­tur- und Pla­nungs­bü­ros, auf den Bau­stel­len und in den Bau­äm­tern bleibt wei­ter­hin wert­vol­les mensch­li­ches Know­how gefragt. Viel­mehr sind es das Zusam­men­spiel von digi­ta­ler Pla­nung, qua­li­täts­vol­lem Hand­werk und robo­ti­scher Pro­duk­ti­on – im Span­nungs­feld zwi­schen Uni­kat und indi­vi­dua­li­sier­tem Mas­sen­pro­dukt – die das Bau­en der Zukunft bestim­men werden.

Unse­re Bau­stel­len wer­den schnell auf die anste­hen­de digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on reagie­ren müs­sen. Fach­kräf­te­man­gel auf der einen und eine immer höhe­re Qua­li­fi­zie­rung des Per­so­nals bei der Pro­gram­mie­rung und Nut­zung digi­ta­ler Werk­zeu­ge im Bau­stel­len­ein­satz for­dern die deut­sche Bau­in­dus­trie zusätz­lich. Und ver­än­der­te Arbeits­auf­ga­ben sowie bis­her unbe­kann­te Berufs­bil­der tref­fen auf ein bis­her tra­di­tio­na­lis­ti­sches Bau­hand­werk. Neue Wege zu beschrei­ten bedeu­tet also, ana­lo­ge Bau­ab­läu­fe in eine digi­ta­le Bau­welt zu trans­fe­rie­ren. Den­noch gilt: Digi­ta­le Werk­zeu­ge allein schaf­fen weder eine bes­se­re Archi­tek­tur noch bedeu­ten sie im Umkehr­schluss den Ver­lust von Archi­tek­tur­qua­li­tät durch die vor­an­schrei­ten­de Auto­ma­ti­sie­rung des Bau­ens. Es sind ledig­lich Tools, die dem Archi­tek­ten, Pla­ner, Fach­hand­wer­ker oder Bau­herrn den Weg in die Digi­ta­li­sie­rung erleich­tern und sei­ne Arbeit optimieren.

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