GIESSEN, 22-09-2021. BIM soll wertschöpfend sein und kein Mehraufwand. Damit dies auch Realität wird, ist es notwendig, alle Beteiligten von Anfang an einzubinden. Beispielsweise mit Common Data Environments und Digital Twins. Das bedeutet aber nicht, lediglich die unterschiedlichen Inseln durch eine integrierte Datennutzung miteinander zu verzahnen. Entscheidend für erfolgreiche BIM-Projekte, die mittel- bis langfristig die Wege hin zu einer Symbiose aller Disziplinen ebnen, sind außerdem kooperative Vertragsmodelle, digitale Genehmigungsverfahren und eine umfassende Standardisierung. So der Tenor des achten Kongresses Infrastruktur Digital Planen und Bauen 4.0 in Gießen am 15. und 16. September 2021. 22 Referierende waren bei der hybriden Veranstaltung 2021 vor Ort. 14 weitere Vortragende und 500 Teilnehmende nutzten den Live-Stream und die Möglichkeit des Austausches untereinander im virtuellen Raum während der Pausen. Die Organisatoren verbuchen die Veranstaltung auch in diesem Jahr als vollen Erfolg.
BIM auf Straße und Schiene
Im Bereich Schiene innerhalb der DACH-Region soll die Standardisierungsthematik bis zum Jahr 2023 weitgehend abgeschlossen sein. Gemeinsam mit Bildungseinrichtungen arbeitet die Deutsche Bahn derzeit beispielsweise an der Definition exakter Regeln für das Konfliktmanagement mit automatisierten Freigabeprozessen über die Modelle. Zu den wichtigen Zielen gehört eine transparente Dokumentation vertraglicher Änderungen. Die Eidgenössische SBB setzt die Betriebsphase für 2025 an. Bis zum Jahr 2025 möchte nicht zuletzt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur den Ländern durchgängig einheitliche Rahmendokumente für das modellorientierte Planen und Bauen zur Verfügung stellen. BIM Deutschland schafft dafür ein dediziertes, webbasiertes BIM-Portal. In Kürze schon soll der BIM-Masterplan, der verkehrswegeübergreifende BIM-Standards beinhalten soll, veröffentlicht werden. Einige Bundesländer avisieren einen BIM-Regelbetrieb ab 2027.
Neue Produkte und Lösungen
Die Sponsoren gaben auch in diesem Jahr wieder interessante Einblicke in ihre Produktwelt. Neue Lösungen wurden aufgezeigt, die Hochbau und Infrastrukturbereich lückenlos zusammenbringen. Gleichzeitig können fortan Nachhaltigkeitsthemen, die die Dekarbonisierung der Bauindustrie vorantreiben sollen, in frühen Planungsphasen in die BIM-Planung mit neuen Softwareprodukten unmittelbar einfließen.
Aus- und Weiterbildung im Fokus
Als übergreifend zentrales Thema stach die Suche nach qualifiziertem Personal, bzw. das Finden von Nachwuchskräften auf dem diesjährigen Kongress heraus. Diesbezüglich waren sich Vertreter von Hochschulen, planenden und bauausführenden Unternehmen, Softwareherstellern, Verbänden und Öffentlicher Hand einig. Damit junge Menschen eine langfristige Beschäftigung in der Baubranche in Erwägung ziehen, ist zunächst eine projektorientierte, grundlegend andere Art der Zusammenarbeit erforderlich. Ausbildungsseitig spielt der Praxisbezug eine tragende Rolle. Bereits das BIM-Modell als solches kann dienlich sein. Zusätzlich zu allem Neuem legen die traditionellen Methoden in der Lehre die Grundsteine für Nachwuchsfach- und ‑führungskräfte mit Potenzial. Denn neben der Politik, die genauso wie die Wirtschaft einen Schritt nach vorne tun sollte, sind insbesondere die Menschen und ihre Art der Führung ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Digitalisierung im Infrastrukturbau. Das ergaben die Erörterungen der Experten vor Ort und im interaktiven Chat.
Die Technische Hochschule Mittelhessen, das 5D Institut und die Deutsche Bahn wünschen sich für 2022 wieder eine Präsenzveranstaltung in der mittelhessischen Universitätsstadt. Der Grund: Das Networking, zentrales Element des Events, soll unbedingt wieder verstärkt in den Vordergrund rücken. Der Kongress Infrastruktur digital Planen und Bauen 2022 ist für den 14. und 15. September 2022 angesetzt.

Beim interaktiven BIM-Ländertalk konnten die Referierenden in Gießen und live zugeschaltete Vortragende von dem Auditorium an den Bildschirmen und vor Ort befragt werden. V.l.: Carina Jantsch, Prof. Dr.-Ing Joaquín Díaz, Gilbert Peiker, Dr.-Ing. Michael Breitenberger, Andreas Meister, Felix Scholz (Bildschirm oben), Heiko Sandrock und Tanja Jakovljevic (Bildschirm unten). Foto: Milton Arias.